»Soweit wir wissen, wird die Straße gefegt, und zwar ohne Wasser, nicht wahr? Der Chirurg Cemil Pascha führte uns vor, wie man Straßen schrubbt. Danach hat niemand je wieder gesehen, daß eine Straße geschrubbt worden wäre!.In Deutschland jedoch werden die Straßen mit Bächen von Wasser geschrubbt. Mehr noch, sie werden auch getrocknet. Doch auch damit noch nicht genug: mit Gummibesen werden sie auf Hochglanz poliert! Mutet dieses polieren auch wie eine gewöhnliche Reinigungsarbeit an, so ist es doch nicht einfach. Es gehört schon eine besondere Einstellung dazu, diese Arbeit auf allen Straßen Berlins mit derselben Sorgfalt, Regelmäßigkeit und Leidenschaft zu verrichten. Es gilt, an die Aufgabe zu glauben, sie als absoluten Befehl zu nehmen, der keine Kompromisse duldet, und sie bis auf den letzten Punkt zu erfüllen. Genauso verrichtet der germanische Straßenreiniger seine Arbeit, wie einen Gottesdienst..So sind alle Deutschen, so pflichtbewußt. Schauen Sie sich den Wachsoldaten vor dem Reichstag an, die blonden Kellner, die in den Restaurants bedienen, den Lehrer oder Professor, der pünktlich die Klasse betritt – sie alle erfüllen ihre Pflichten genau, hundertprozentig und unbedingt. Diese Art der Pflichterfüllung verdient Beachtung.«.
İsmail Hakkı Baltacıoğlu (1886-1978), Hayatım => yay. haz: Ali Y. Baltacıoğlu (1999) / zitiert aus „Türken in Berlin 1871-1945 – Eine Metropole in den Erinnerungen osmanischer und türkischer Zeitzeugen“ von Ingeborg Böer, Ruth Haerkötter, Petra Kappert, Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin / © 2002