Was eine deutsche Muhajira in Ägypten über die Flüchtlingskrise in Deutschland meint

von Yahya ibn Rainer

Unlängst, während eines kurzen Ägyptenaufenthaltes, empfing ich mit meiner Frau zusammen eine alte Bekannte. Die Schwester ist Schwäbin, vollzog bereits vor weit über 20 Jahren die Hijra nach Ägypten, lebte dort mit ihrem ägyptischen Ehemann und zog zwei Söhne groß. Heute ist sie leider Witwe und ihre beiden Söhne sind längst erwachsen. Trotzdem entschied sie sich in Ägypten zu bleiben, was gewiss auch daran liegt, dass man dort (auch unter einem al-Sisi) als Niqab-Trägerin mit weniger (bis gar keinen) gesellschaftlichen Diskriminierungen zu kämpfen hat.

Natürlich verfolgt sie auch in Ägypten die Nachrichten aus Deutschland, besonders auch solche über die momentane Flüchtlingskrise. Während hierzulande die meisten Leute klar Partei ergreifen – entweder für oder gegen Flüchtlinge – und sich aufgrund dessen mittlerweile sogar eine deutliche gesellschaftliche Spaltung vollzogen hat, hatte die Schwester (mit ein wenig Abstand vom Geschehen) eine erfreulich ausgeglichene Meinung. Sie meinte zu uns:

«Ich kann die Syrer, die sich jetzt auf den Weg nach Europa und vor allem nach Deutschland machen, vollkommen verstehen. Natürlich sorgen sie sich um ihre Zukunft, wollen in Sicherheit leben und wünschen sich eine gute Ausbildung für ihre Kinder. Ich würde an ihrer Stelle auch nach Deutschland gehen.

Aber ich kann ebenso auch die Deutschen verstehen, die sich gegen diese Massenzuwanderung wehren und nicht damit einverstanden sind. Syrer sind Fremde, mit einer anderen Kultur und einer anderen Religion. Stellt euch mal vor, es würden vergleichsweise Massen an Christen in ein muslimisches Land einwandert, das würde den Muslimen auch nicht gefallen.

Das ist einfach zu viel.»

Wie ihr seht, muss man nicht immer (nur eine) Partei ergreifen.

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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