»Die Gewalt Spenglers wird sichtbar durch Konfrontation einiger seiner Thesen mit den späteren Entwicklungen. […]
Um die Gewalt Spenglers zu zeigen, seien zunächst nicht die allgemeinen geschichtsphilosophischen Grundgedanken vom pflanzenhaften Wachsen und Absterben der Kulturen diskutiert, sondern die Zuspitzung dieser Geschichtsphilosophie auf die Spengler zufolge bevorstehende Phase, die er nach Analogie mit der Römischen Kaiserzeit »Cäsarismus« nennt.
Die bezeichnendsten Vorhersagen beziehen sich auf Fragen der Massenbeherrschung, auf Propaganda, Massenkunst, dann auf politische Herrschaftsformen, insbesondere auf gewisse Tendenzen der Demokratie; aus sich heraus in Diktatur umzuschlagen.«
(Theodor W. Adorno: Spengler nach dem Untergang (Zu Spenglers 70. Geburtstag) in Der Monat 20/1950, Seiten 115–128 / zu finden auch in Prismen – Kulturkritik und Gesellschaft, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG 1963, Seite 45)