Auszug: Bruno Bandulet – 100. Jahrestag der europäischen Urkatastrophe

„Da sich deutsche Politiker auch für Geschichtsschreibung für zuständig halten, dürfen wir gespannt sein, was wir demnächst zum 100. Jahrestag der europäischen Urkatastrophe zu hören bekommen. Dass das Deutsche Kaiserreich den Großen Krieg entfesselt habe, galt auch den Weimarer Sozialdemokraten noch als ‚Kriegsschuldlüge‘. Ihre Nachkommen sehen das etwas anders.

Die russische und die britische Regierung seien hauptverantwortlich für den Krieg gewesen, schreibt der Historiker Professor Hans Fenske in einer faktenreichen, präzise argumentierenden Untersuchung (‚Der Anfang vom Ende des alten Europa – Die alliierte Verweigerung von Friedensgesprächen 1914 – 1919‘, 144 Seiten, Olzog Verlag 2013, 19,90 Euro). Nicht nur das: Nachdem die Kampfhandlungen zu einem Patt geführt hatten, waren es Deutschland und die anderen Mittelmächte, die im Dezember 1916 vorschlugen, in Friedensverhandlungen einzutreten. Die Offerte wurde schroff abgelehnt, ebenso das Vermittlungsangebot des amerikanischen Präsidenten Wilson, ebenso die Friedensinitiative des Vatikans.

Selbst wenn die These, dass Europa 1914 in den Krieg ‚geschlittert‘ sei, richtig wäre, bleibt festzuhalten, dass die Alliierten die Schuld daran trugen, dass das entsetzliche Gemetzel so lange dauerte.

Ohne Versailles, ohne die Kriegsschuldlüge und ohne die ökonomisch irrsinnigen Reparationen wären Europa Hitler und der Zweite Weltkrieg erspart geblieben. Eine ganz andere Frage ist, ob deutsche Staatsmänner vom Genius eines Otto von Bismarck den Weg in die Katastrophe hätten verhindern können. Regierungen, die mehr nutzen als schaden, sind seit der Reichsgründung 1871 nicht gerade die Regel in Deutschland“

(Verleger und Autor Dr. Bruno Bandulet, im DeutschlandBrief der Ausgabe Nr. 134 des Magazins eigentümlich frei)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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