«Einer der berühmtesten arabischen Mediziner war Rhazes, der auch ein hervorragender Chemiker war. Er wurde um 850 geboren und starb 932. Fünzig Jahre lang praktizierte er in Bagdad Medizin. Er schrieb über sehr verschiedene Themen: Philosophie, Geschichte, Chemie, Medizin usw.. Die Werke seiner medizinischen Vorgänger hat er nach seinen Erfahrungen am Krankenbett einer strengen Kritik unterzogen. Seine Abhandlungen über gewisse Krankheiten wie Masern und Blattern, wurden lange Zeit als grundlegend angesehen. Er besaß ein großes anatomisches Wissen. Sein Buch über Kinderkrankheiten war das erste seiner Art. In seinen Werken werden neuartige Heilmittel empfohlen. Rhazes war ein genialer Beobachter, und dabei überaus bescheiden. […]
Die meisten Werke von Rhazes wurden ins Lateinische übersetzt und mehrmals nachgedruckt, vor allem 1509 in Venedig sowie 1528 und 1548 in Paris. Seine Abhandlung über die Windpocken wurde noch 1745 neu aufgelegt. In den Vorlesungen an den medizinischen Fakultäten Europas wurden seine Bücher noch lange behandelt. Bis ins siebzehnte Jahrhundert bildeten sie, zusammen mit den Werken Avicennas, die Lehrgrundlage an der Universität Löwen, wie aus einer Literaturliste aus dem Jahre 1617 ersichtlich ist.»
(Gustave le Bon, La civilisation arabe, 1884 / aus dem Französischen von Peter Aschner, Die mittelalterliche Welt der Araber, F.A. Herbig Verlagsbuchhaltung, München – Berlin ©1974, Seite 90)