Buchauszug: Leopold Weiss – Ein Muslim muss mit erhobenem Haupt leben

„Um die Wiederherstellung des Islam zu erreichen, müssen sich die Muslime, bevor sie irgendwelche Reformschritte gehen, völlig von der Verteidigungshaltung für ihre Religion befreien. Ein Muslim muss mit erhobenem Haupt leben. Er muss realisieren, dass er verschieden ist und sich von dem Rest der Welt unterscheidet; er muss lernen, auf seinen Unterschied stolz zu sein. Er sollte danach streben, diesen Unterschied als eine kostbare Eigenschaft zu bewahren und diesen der Welt kühn zu verkünden – anstatt sich dafür zu entschuldigen und andere Kulturkreise zu assimilieren.

Das heißt nicht, dass Muslime versuchen sollten, sich von den äußeren Stimmen abzukapseln. Man sollte immer neue positive Einflüsse einer fremden Zivilisation annehmen, ohne notwendigerweise seine eigene zu zerstören. Ein Beispiel dafür war die europäische Renaissance. Dort konnten wir sehen, wie bereitswillig Europa arabische Einflüsse im Bereich des Lernens aufnahm.

Europa aber imitierte nie die äußere Erscheinung und den Geist der arabischen Kultur; es opferte nie seine eigene geistige und ästhetische Unabhängigkeit. Europa nutzte die arabischen Einflüsse nur als Düngemittel für den eigenen Boden, so wie die Araber die hellenistischen Einflüsse in ihrer Zeit nutzten. In beiden Fällen war die Folge ein neues Starkes Wachstum einer bodenständigen Zivilisation voller Selbstvertrauen und Selbststolz.

Kein Zivilisation kann gedeihen oder selbst existieren, wenn sie diesen Stolz und die Beziehung zu ihrer Vergangenheit verloren hat.“

(Leopold Weiss – Islam am Scheideweg, Edition Bukhara, Seite 91)

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Über Jens Yahya Ranft

Jens Yahya Ranft, Jahrgang 1975, verheiratet, 3 Kinder, Geschäftsführer und Prokurist in einem kleinen deutsch-arabischen Unternehmen. Urheber dieses Blogs. Liest und publiziert vor allem in den Bereichen Staats- und Religionsgeschichte, (Sozio-)Ökonomie, politische Philosophie und Soziologie.

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