„Das persönliche Gefühl ist in Europa gänzlich versklavt, verknechtet und verdorben. Die Gesetze treten an die Stelle der Gerechtigkeit und die Regierungsmassregeln an die Stelle von Recht und Pflicht. Die meisten Völker Europas sind so an ihre Ketten gewöhnt, alle Menschenwürde ist so aus ihnen herausgequetscht, dass sie ihren Zustand weder fühlen noch einsehen. Sie sind den Ochsen gleich, die auch wohl denken mögen, der Wagen, den sie schleppen, sei ein nötiges Attribut zum Ochsen.
So sind die Männer ja auch an die engen, gesteiften Kragen, die Frauen an Korsett etc. so gewöhnt, dass sie das Widernatürliche nicht mehr fühlen. Das ist der Grund, weshalb unter Muselmanen (wie auch unter Chinesen, Indier etc.) sich kein Pöbel findet, während man in Europa kaum zu sagen weiss, wer nicht dazu gehört.
Am klarsten tritt der Unterschied hervor, wenn man bedenkt, dass die Europäer Dutzende von Körperschaften besitzen, die Tag und Nacht nichts anderes zu tun haben, als Gesetze zu fabrizieren und davon jährlich viele Kilometer liefern.
Im Orient kann weder der Kalif noch ein Sultan noch alle Gelehrte und Doktoren zusammen irgend ein neues Gesetz erlassen. Sie würden jedes Ansehen entbehren, keiner würde ein solches Gesetz befolgen. Die Begriffe von Recht und Gesetz sind eben fest, klar und deutlich. Jeder erkennt sie an, aber nur als göttliche Gesetze; kein Mensch hat an sich ein Recht, kann kein Recht haben, ein Gesetz zu erlassen. Dies kann nur durch höhern göttlichen Befehl geschehen.
Der Muselman kennt und erkennt nur göttliches Gesetz, aber nicht die Ölgötzen der Gesetze europäischer Schwätzer mit all ihren Schrecken, Greueln und Ungerechtigkeiten.“
(Muhammad Adil Schmitz du Moulin, Islambul d.h. die Stadt des Glaubens, 1904, S. 120-121)