von Yahya ibn Rainer
Aufgrund meiner Recherche zum politischen Spektrum des Abendlandes, bin ich u.a. auf eine sehr interessante Monatszeitschrift gestoßen, die ich zur Zeit im Probe-Abo beziehe. Es ist ein recht konservativ eingestelltes Magazin, dass klar dem paläolibertären Spektrum zuzuordnen ist. Ich persönlich entwickle seit kurzem einen großen Gefallen daran diverse Publikationen aus diesem politischen Milieu zu lesen, da es in seiner Ablehnung der (vor allem demokratisch legitimierten) staatlichen Legislative, dem Standpunkt des sogenannten „Islamismus“ (den ich lieber als orthodoxen Islam bezeichnet wissen möchte) recht nahe kommt.
Ein äußerst bekannter Autor und Denker dieser ökonomischen und politischen Denkrichtung ist im Januar diesen Jahres verstorben und zu seinen Ehren wurde die komplette aktuelle Ausgabe der Monatszeitschrift ihm und seiner Person gewidmet.
Ich habe bisher noch kein einziges Buch von ihm gelesen, aber die zahlreichen Nachrufe auf ihn und seine Arbeit haben mich neugierig gemacht. Eine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen war das Erzählen von geistreichen Witzen. Insbesondere stach mir da ein sogenannter jüdischer Witz ins Auge, den sein ältester Sohn in seinem Nachruf zitierte. Kein Judenwitz, wie er häufig von Nichtjuden erdacht und erzählt wird, um die Juden zu beschimpfen und lächerlich zu machen, sondern ein Witz, der von Juden stammt, deswegen aber nicht unbedingt minder schonungslos mit den eigenen Glaubensgenossen umgeht.
Der jüdische Witz nimmt in der Weltliteratur eine Sonderstellung ein. Er ist tiefer, bitterer, schärfer, vollendeter, dichter, und man kann sagen, dichterischer als der Witz anderer Völker. Ein jüdischer Witz ist niemals Witz um des Witzes willen, immer enthält er eine religiöse, politische, soziale oder philosophische Kritik. Er ist faszinierend, denn er ist Volks- und Bildungswitz zugleich, jedem verständlich und doch voll tiefer Weisheit.
Durch Jahrhunderte war der Witz die einzige und unentbehrliche Waffe des sonst waffen- und wehrlosen Volkes. Es gab – besonders in der Neuzeit – Situationen, die von den Juden seelisch und geistig überhaupt nur mit Hilfe ihres Witzes bewältigt werden konnten. So lässt sich behaupten: Der Witz der Juden ist identisch mit ihrem Mut, trotz allem weiterzuleben.
Der (etwas längere) Witz, den der Sohn des verstorbenen Vaters in der Zeitschrift zitiert, hat mir derart gefallen, dass ich mir vornahm, einige dieser Art auf meinem Blog zu posten.
Heute aber erst einmal ein kürzerer …
„Schmuel, was hast du im Radiogebäude gemacht?“
„Mi-mich u-um die Sch-sch-stelle des A-a-ansagers be-beworben.“
„Und? Hast du sie bekommen?“
„N-n-n-nein! D-das sind alles A-a-a-antisemiten!“
P.S.: Die Monatszeitschrift heißt übrigens eigentümlich frei (>>) und der verstorbene Autor hieß Roland Baader. Ein Zitat von ihm schmückt übrigens auch schon meinen Blog.