von Yahya ibn Rainer
Ich wusste es eigentlich schon immer, die sogenannte „Islamkritik“ von PI-News & Co ist im Grunde ordinärer Antisemitismus hinter einem Vorhang von geheucheltem Prozionismus. Obwohl, … Prozionismus ist ja nicht in erster Linie Solidarität mit den Juden, sondern doch eher die Solidarität mit einem Land – weit weit weg von Deutschland – in das doch bitte alle Juden zu verschwinden haben. Raus aus Deutschland sozusagen. Michael Stürzenberger – der geistige Führer der PImaten-Gilde – hat nun endlich die Hosen runter bzw den Vorhang fallen gelassen. JUDEN RAUS!!! ist die Parole.
Wer ein wenig Ahnung hat, von den 3 abrahamitischen Religionen, dem ist natürlich bekannt, dass sie sich alle im gewissen Ausmaß gleichen. Bis auf einige Ausnahmen, verehren wir die gleichen Propheten und unsere Bücher weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Jedoch haben Islam und Judentum, im Vergleich mit dem Christentum, immer noch Riten und Praktiken, die klar den morgenländischen Ursprung erkennen lassen, wie z.B. die Rezitation im Heiligen Buche in der ursprünglichen semitischen Sprache.
Islam wie auch Judentum sind zudem Gesetzesreligionen, bei denen die Erlangung des Heils nicht ausschließlich vom Glauben und der Gnade des Schöpfers abhängig ist, sondern auch von der Einhaltung einiger Gebote und Verbote. Eben dadurch weisen Islam und Judentum viele weitere Gemeinsamkeiten auf, die dem Christentum aber völlig fremd sind. In der Geschichte gab dieser Umstand immer wieder Anlass für antijudaistische bzw antisemitische Angriffe (verbaler wie auch tätlicher Art) auf das jüdische Leben in Deutschland.
Heute haben es die Antisemiten in erster Linie auf die Muslime abgesehen und konnten sich – aufgrund der Konfliktlage im Nahen Osten – bisher auch Rückendeckung aus zionistischen, säkular-jüdischen Kreisen erhoffen. Das Label PROISRAELISCH, welches gut sichtbar im PI-News-Banner steht, war bis dato fast sowas wie ein Freifahrtsschein. Auch der Verfassungsschutz nahm u.a. diese verlogene Solidaritäts-Note zum Anlass, um die Verfassungstreue und Abgrenzung zum Rechtsextremismus bezüglich des Blogs zu postulieren.
Das Thema Beschneidung bei Jungen jedoch hat nun die wirkliche Bedeutung dieses Labels entlarvt. Der Herr Stürzenberger ist nämlich dermaßen erbost über die Gegenwehr der jüdischen Verbände und Organisationen zum Beschneidungsverbot, dass er unverhohlen klarstellt, wo diese Juden „nichts zu suchen“ haben, … nämlich „in unserem Land“.
JUDEN RAUS!!! Der Vorhang fällt …
Wer den Artikel auf PI-News lesen möchte, der soll es hier>> tun.Ich habe jedoch einen kleinen Abgriff der Textpassage gemacht, die mehr als deutlich die Gesinnung des OberPImaten zur Schau stellt.
Bravo Herr Stürzenberger, erfrischend politisch unkorrekt. Und hier zeigt sich auch der Unterschied zwischen einem Antisemiten (wie Ihnen) und einem Muslim (wie ich einer bin). Sie, PROISRAELISCH wie Sie sind, wollen alle Juden raus haben, eben nach Israel, schön weit weg. Ich jedoch wünschte mir, dass alle deutschstämmigen Juden hier bleiben und diejenigen, die in Palästina leben, wieder allesamt nach Deutschland zurückkehren. Sie sagen „so etwas hat […] in unserem Land nichts zu suchen“, ich sage „kommt zurück und lebt mit uns in unserer gemeinsamen Heimat“.
Interessant ist bei alledem aber auch, was Sie über das Alte Testament schreiben:
„Dem Christentum steht es gut zu Gesicht, durch Jesus einen ’neuen Bund‘ geschlossen zu haben, was zu einer Relativierung des Alten Testamentes geführt hat.“
Das erinnert sehr an die Glaubenslehre der Deutschen Christen zur NS-Zeit. Einfach mal reinlunzen>>
Der Katholische Katechismus sagt dazu folgendes:
„121 Das Alte Testament ist ein unaufgebbarer Teil der Heiligen Schrift. Seine Bücher sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert, denn der Alte Bund ist nie widerrufen worden. […]
123 Die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes. Den Gedanken, das Alte Testament aufzugeben, weil das Neue es hinfällig gemacht habe [Markionismus], wies die Kirche stets entschieden zurück.“
PI-News ist entlarvt, der Vorhang ist gefallen …
Sie haben ja in Vielen Dingen recht; aber wieso sagen Sie so beiläufig „Juden in Palästina wieder zurück nach Deutschland“? Man kann bzw. konnte die Gründung Israels in der damaligen Form als fehlerhaft betrachten, aber jetzt sind da seit mehr als 70 Jahren Fakten geschaffen, und die mehrh er IT der heutigen Israeli sind keine „deutschen“ oder irgendwie europäischen juden – sind in palästina-Israel geboren (ganz zu schweigen von eine Anzahl von jüdischen Einwohnern palästinas/britisches Protektorat deren Vorfahren seit der Antike dort lebten. Und: trotz aller furchtbaren Probleme und Ungerechtigkeiten im nahen Osten leben in Israel viele Araber in einer der wenigen Demokratien des nahen ostens…
fällt es so vielen Moslems so schwer, den Staat Israel mit seinen Bürgern an sich anzuerkennen – selbst wenn man zu recht eine Erneuerung der staatskonzeption und das Verhältnis zu seinen moslemischen Bürgern und arabischen Nachbarn fordert?
Ich habe mich tatsächlich missverständlich ausgedrückt. Ich meine damit natürlich nicht alle Juden die dort leben, sondern natürlich diejenigen, die vor allem wegen des Antisemitismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts und besonders während der Nazi-Diktatatur Deutschland verlassen mussten, also speziell die deutschen Juden. Der Zionismus war bis zum Holocaust eine eher marginale Bewegung unter den Juden in Deutschland und weltweit. Erst die extrem prekäre Situation während des 2. Weltkrieges ließ viele Juden umdenken.
Wie viele Juden aus dem liberalen und den orthodoxen Judentum über die zionistische Bewegung dachten, kann man recht gut aus diesem historischen Dokument von 1913 ersehen, welches den Zionismus angreift und widerlegt => http://www.al-adala.de/Neu/schriften-zur-aufklaerung-ueber-den-zionismus-der-zionismus-seine-theorien-aussichten-und-wirkungen
Aber ja, nun gibt es Israel, bereits seit 70 Jahren, und es leben dort bereits Juden in 3. und 4. Generation. Ich bin der Letzte, der solche komischen Diskussionen über „Existenzrechte“ o.ä. führt. Fakt ist aber auch, dass mittlerweile viele Juden Israel auch wieder verlassen, weil mit dem Likud dort seit Jahren eine rechtspopulistische Partei an der Macht ist, die sich nicht nur extrem gegen die Araber wendet und radikale Siedler unterstützt, sondern auch ein politisches Klima schafft, in dem oppositionelle Gruppen und Einzelpersonen gesellschaftlich geächtet werden. Berlin zählt heute eine große exil-israelische Gemeinde.
Was ich in meinem Beitrag wirklich sagen wollte, ist, dass ich es am liebsten hätte, wenn alle deutschen Juden (egal ob aus Israel oder anderswo in der Welt) samt ihren Familien und Nachfahren wieder nach Deutschland kommen und es hier damit endlich wieder eine große und sichtbare jüdische Kultur gibt.
Der Staat Israel mag für viele Juden eine Art Erlösung sein, aber er zeigt auch, dass Juden ebenfalls nur Menschen sind wie wir, die unter bestimmten Bedingungen zu politisch extremen Ideologien neigen und auch Rassisten und Faschisten sein können. Deutschland ist ein so wichtiges Land für das Judentum geworden. Die am weitesten verbreitete jüdische Sprache – nämlich das Jiddisch – ist ein deutscher Dialekt, und viele große Rabbiner waren deutsche Juden.
Ich wünschte mir einfach, dass Deutschland wieder ein Hauptschmelztiegel jüdischer Kultur und Gelehrsamkeit wird.