Eine Spur, die die Moderne überall hinterlässt, ist der Verlust der Ambiguität, zugunsten einer auf ein einziges »Ideal« hin ausgerichteten Totalität.
Dies zeigt sich bei der Genese des modernen Staatswesens, also der Aufgabe des mehrschichtigen Ständewesens zugunsten einer zentralen, alle Bereiche des Lebens erfassenden Gewalt. Noch deutlicher zeigt sich dies in ethnischen Verhältnissen, wo sich die Idee des homogenen Nationalstaates durchsetzt, die, verbunden mit den Möglichkeiten der durchrationalisierten Herrschaft und der technischen Machbarkeit, die Grundlage bildet für die ethnische Säuberung, welche zweifelsfrei das primäre Kennzeichnen des letzten Jahrhunderts bildet. Und auch der Orient bleibt nicht verschont. Ereignisse wie der griechisch-türkische Bevölkerungsaustausch, die palästinensische Nakba, die Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern und schließlich auch der gegenwärtige Untergang zum Teil Jahrtausende alter Glaubensgemeinschaften sind hier als Folgen desselben Prinzips zu begreifen.
Man wird dann verstehen, dass auch »reaktionäre« Bewegungen wie der Faschismus und der Islamismus vielmehr als Fahnenträger dieser Moderne zu begreifen sind, wie alle Ideologien, die geleitet sind von der Vorstellung einer das Kollektiv durchdringenden »Gleichheit«.