Es ist eigentlich ganz leicht:
Wer ethnischen und religiösen Pluralismus zu schätzen weiß, der akzeptiert auch Parallelgesellschaften.
Wer Parallelgesellschaften jedoch ablehnt, ist ganz offensichtlich ein Anhänger der multikulturellen Einheitsgesellschaft und ein Kollektivist.
Wer Kultur und Religion erhalten möchte, muss verhindern, dass sie in einer zwangskollektivierten Einheitsgesellschaft mit anderen vermengt werden. Unterschiedliche Gesellschaftsauffassungen, die nun einmal vor allem aus tradierter Kultur und offenbarter Religion resultieren, können nur in parallel getrennten Lebensräumen bestmöglich geschützt und praktiziert werden.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Pegidasten um ihre Kultur fürchten, weil zunehmend andere Gesellschafts- und auch Rechtsauffassungen Eingang in das öffentliche Leben finden und dort in Einklang mit dem Zwangskollektiv gebracht werden, aber anderseits Rückzugsorte (sprich parallele Gesellschaften) für diese unterschiedlichen Auffassungen strikt ablehnen.
Nur ethnischer und religiöser Pluralismus ermöglicht ein friedliches Leben nebeneinander, während der multikulturelle Zwangskollektivismus Kultur und Religion zerstört und für gesellschaftlichen Sprengstoff sorgt.
Es geht im Grunde genommen um die entscheidende Frage: Wie soll man eigentlich mit Andersdenkenden umgehen? Dies gehört zweifellos zu den größten Herausforderungen einer Gesellschaft und bildet gleichzeitig ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung einer Gesellschaftsordnung. Deutschland hatte in diesem Zusammenhang stets ein unglückliches Händchen, wenn es darum ging, Andersdenkende in die Mehrheitsgesellschaft erfolgreich einzubinden. Selbstverständlich rühmt man sich in diesem Land und in der westlichen Welt insgesamt damit, die Koexistenz verschiedener Kulturen und Glaubensvorstellungen durch das Konzept von Laizismus, Freiheit und Pluralismus unter einem friedlichen Dach bekommen zu haben. Diese „großartigen Errungenschaften“ aus der Epoche der Aufklärung müssen allerdings von den Muslimen korrekt verstanden werden. Denn gerade die Religions- und Bekenntnisfreiheit berücksichtigte zur ihrem Entstehungszeitpunkt lediglich die konfessionellen bzw. weltanschaulichen Gegensätze innerhalb des europäischen Kulturraums. Niemand konnte damals ahnen, dass Menschen mit einer völlig entgegengesetzten Weltanschauung einst hierzulande sesshaft werden.
Nun leben in Deutschland seit über 40 Jahren Muslime und noch immer ist das Zusammenleben zwischen ihnen und der Mehrheitsgesellschaft von gegenseitigem Misstrauen und der Angst, aufeinander zuzugehen, geprägt. Wer nun die größere Schuld für diesen Zustand trägt, darüber kann man sicherlich streiten. Nichtsdestotrotz kann festgehalten werden, dass die Rolle von Politik und Medien, die mit Hilfe ihrer schmutzigen Hetzkampagnen in den vergangenen zehn Jahren für eine derart vergiftete Atmosphäre gesorgt haben, das ein natürliches Zusammentreffen von Muslimen und Nichtmuslimen inzwischen unmöglich zu seien scheint.
Zudem steigt der Druck auf die hier lebenden Muslime täglich und schlägt sich beispielsweise in der Aufforderung nieder, sich zum Grundgesetz und zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu bekennen. Was bei einem derartigen obrigkeitsstaatlichen Gebaren unbeantwortet bleibt ist die Frage, wie mit jenen zu verfahren ist, die sich einem solchen Diktat nicht beugen wollen. Bleibt deren Würde auch weiterhin unantastbar oder müssen die Muslime in Zukunft eine Reanimation des Volksgerichtshofs fürchten, bei dem Wolfgang Bosbach und Konsorten in der Tradition des NS-Blutrichters, Roland Freisler, jede antidemokratische Gesinnung gnadenlos verfolgt.
Ich hoffe, dass die Mehrheitsgesellschaft, vorallem die verantwortlichen Politiker und Intellektuellen, aus der jüngeren Geschichte gelernt haben und ein solches – wenn auch etwas überzogenes – Szenario nicht Wirklichkeit werden lassen. Denn ein friedliches Zusammenleben benötigt keinen Werteaustausch. Solange beide Seiten die Verträge gegenseitiger Unversehrtheit einhalten, müssen die „Pegidaisten“ auch keine Angst vor irgendwelchen „wildgewordenen Islamisten“ haben, die ihnen ihre Kultur wegnehmen wollen. Falls man jedoch der Meinung ist, die Muslime von der Richtigkeit der freiheitlich-demokratische Grundordnung und ihrer zugrunde liegenden Werte zu überzeugen, dann sind wir gerne bereit das Ganze auszudiskutieren. Inwieweit die politische und intellektuelle Elite der BRD dazu bereit ist, bleibt vorerst noch ein Geheimnis.
´´Wie soll man eigentlich mit Andersdenkenden umgehen?´´
Ganz einfach.Leben und Leben lassen auf der Basis des jeweiligem Gesetz in dem Land.
Soo einfach,oder?